Geschichte
Ende der 60er Jahre kehrten einige Engagierte aus dem damals sogenannten "Entwicklungsdienst" nach Freiburg zurück. Aufgrund ihrer Erfahrungen vertraten sie die Ansicht, dass die Ursachen sozialer Ungerechtigkeit wie Hunger, Armut und Unterdrückung in den ehemaligen Kolonien unter anderem im weltweiten Handels- und Agrarsystem und im hiesigen Konsumverhalten lagen. Offiziell erlangten die Kolonien zwar politische Unabhängigkeit, wirtschaftlich wurden sie allerdings noch immer benachteiligt und ausgebeutet. 1976 gründete sich das Süd-Nord-Forum e.V. als gemeinnütziger Verein mit dem Ziel über die Situation in der sogenannten "Dritten Welt" zu informieren, Blätter und Schriften zu verteilen und den Handel mit Kaffee zunächst als symbolischen Akt zu betreiben um am Beispiel Kaffee die Schieflage sichtbar zu machen..
„Die Vorstellung, dass man mit den Dritte-Weltläden den Welthandel auf den richtigen Weg bringen könnte, ging in vielen Köpfen um. Es war die Zeit, wo die Ideen der Solidarität mehr und mehr unters Volk kamen …“, so Anni und Manfred Wagner, Wegbereiter*innen des Vereins der ersten Stunde.
Auch der Mitbegründer Hans Drolshagen erinnert sich: "Das Süd-Nord-Forum, dieser Name ist das Ergebnis schier endloser Debatten, war uns Dritte-Welt-Bewegten ein Hort des Engagements, vieler hitziger, nächtlicher Streitgespräche, samstäglichen Verkaufens von Guatemala-Textilien auf dem Münsterplatz, freundschaftlicher feucht-fröhlicher Wochenenden und noch mehr gemeinsam verbrachter Aktions- und Freizeit."
Die Gruppe des Süd-Nord-Forums existierte bereits seit Ende der 60er Jahre, der Süd-Nord-Laden wurde aber erst einige Jahre später eröffnet – 1976 zunächst am Friedrichring, von wo er 1979 dann in die Fischerau umzog. Die Badische Zeitung schreibt im April 1977: „3. Welt-Läden schießen wie Pilze aus dem Boden.“ Dabei steht in den Anfängen der Verkauf von Waren nicht maßgeblich im Vordergrund. Informieren wollen die Engagierten, Informationsblätter herausgeben, Gespräche suchen und Debatten anleiern, den gutbürgerlichen Lebensstil in Frage stellen und auffordern, den Blick über den Tellerrand gleiten zu lassen – „Ein Stachel im Fleisch der Gewohnheit zu sein“.
Entgegen vieler Erwartungen ist es vor allem der Verkauf fair gehandelter Waren, zunächst nur als symbolischer Akt gedacht, der große Nachfrage in der Bevölkerung erfährt und sich somit rasch etablieren kann. Handel und Bildungsarbeit schließen sich jedoch nicht aus und bilden vielmehr eine Symbiose. Anhand eines konkreten Produktes lässt sich der Zusammenhang zwischen Armut, Raubbau und Ausbeutung im „Globalen Süden“ und den Konsumgewohnheiten sowie Handelspraktiken der Industrieländer besonders gut vermitteln. Es geht zwar einerseits um existenzsichernde Preise für die Produzent*innen, anderseits soll mit jedem verkauften Produkt ein Transfer von Informationen an die Endkund*innen stattfinden. Zusätzliche entwicklungspolitische Bildungsarbeit wurde neben dem Ladenbetrieb weiterhin in Form von Publikationen, Schulklassenführungen und politischen Aktionen betrieben.
Sein Gesicht hat „der Laden“ in den letzten 40 Jahren gründlich verändert, er ist zum Weltladen Gerberau in der gleichnamigen Straße geworden. Nicht nur die Räumlichkeiten sind durch den Umzug 2005 von der Fischerau in die Gerberau größer geworden, sondern auch das Angebot und Sortiment. Rund 50 Mitarbeiter*innen sind es mittlerweile, die den Laden am Laufen halten. Doch das Ziel ist geblieben: Einen Blick über den Tellerrand zu werfen, ein Stachel im Fleisch der Gewohnheit zu sein und Ja zu neuen gerechteren Wegen zu sagen.

