Eigentlich wird ausbeuterische Kinderarbeit weltweit geächtet. Sie umfasst laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) jede Art von Arbeit, die die Gesundheit, Sicherheit oder psychische Entwicklung von Kindern gefährdet sowie sie vom Schulbesuch abhält. Die schlimmsten Formen umfassen jede Art von Zwangsarbeit, Sklaverei oder Missbrauch von Kindern für kriminelle Tätigkeiten, Prostitution oder Einsatz als Kindersoldaten. Alle Mitgliedstaaten der ILO haben ein entsprechendes Übereinkommen ratifiziert. Zudem hat sich die Weltgemeinschaft mit der Agenda 2030 auf das Ziel Nr. 8.7 geeinigt, jegliche Form der Kinderarbeit, angefangen mit den beschriebenen schlimmsten Formen, bis zum Jahr 2025 vollständig abzuschaffen. Der Welttag gegen Kinderarbeit am 12. Juni wurde als internationaler Gedenktag von der ILO und den Vereinten Nationen eingerichtet, um auf dieses Ziel aufmerksam zu machen.

Kein Ende von Kinderarbeit in Sicht

Nichts desto trotz müssen weltweit über 200 Millionen Kinder und Jugendliche arbeiten, um etwas zum Familieneinkommen beizutragen. Von ihnen arbeiten über 160 Millionen – fast jedes zehnte Kind auf der Welt – so schwer, dass sie ihrer Rechte auf Bildung und eine bessere Zukunft beraubt werden. Viele arbeiten unter extrem gefährlichen Arbeitsbedingungen, z.B. in Minen, Steinbrüchen und Berkwerken, auf Plantagen oder in Fabriken.

Die Ursachen für ausbeuterische Kinderarbeit sind strukturell bedingt, der ausschlaggebenste Grund ist Armut: zu niedrige Löhne der arbeitenden Eltern, zu niedrige Produktpreise und Gewinnmaximierung als oberstes Ziel der aufkaufenden Firmen, z.B. für Kakao. Es arbeiten nach wie vor rund 1,5 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen auf Plantagen in Westafrika, wo etwa 70% des in Deutschland verarbeiteten Kakaos angebaut werden. Außerdem fehlen in vielen Ländern soziale Absicherungen für Familien, die in Not geraten, z.B. durch Krankheit oder Unfälle. Die Corona-Pandemie, Konflikte und Naturkatastrophen verschärfen wirtschaftliche Not, weil die Haupternährer:innen tot oder von der Familie getrennt sind, weil Felder nicht bestellt werden können oder andere Einnahmequellen wegfallen und Kosten für Grundnahrungsmittel steigen.
Arbeitende Kinder, die nur wenig oder gar keine Schulbildung haben, bleiben in der Armut gefangen, weil sie als Erwachsene wiederum nur schlecht bezahlte Arbeit bekommen. Sie sehen ihrerseits keine andere Möglichkeit, als ihre eigenen Kinder ebenfalls wieder arbeiten zu lassen, so dass sich die Spirale immer weiter fortsetzt.

Fairer Handel hilft

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und andere große Organisationen wie UNICEF führen folgenden Maßnahmen als konkrete Möglichkeiten an, ausbeuterische Kinderarbeit zu beenden. Jeder einzelne Punkt ist auch ein zentrales Anliegen des Fairen Handels und wird von uns seit inzwischen 50 Jahren aktiv in die Tat umgesetzt:

  • Armut bekämpfen: Zahlung von fairen Preisen, die ein menschenwürdiges Auskommen garantieren, soziale Absicherung von Arbeiter:innen, langfristige und gesicherte Handelsbeziehungen
  • Politische Rahmenbedingungen ändern: die Weltladenbewegung ist Teil der aktuellen Kampagne für ein wirksames Lieferkettengesetz auf EU-Ebene, das Unternehmen haftbar machen soll, wenn sie eine Mitverantwortung für ausbeuterische Kinderarbeit tragen.
  • Druck auf Unternehmen ausüben: wir beteiligen uns regelmäßig an Kampagnen wie "Make Chocolate fair", "Fashion Revolution" uvm., die sich für eine Veränderung in den Produktionsbedingungen z.B. in der Kakao- oder Textilbranche einsetzen
  • Aufklärung und Sensibilisierung von uns Kund:innen, auf den Einkauf von Produkten zu verzichten, die mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt werden
  • Ausbildungsmöglichkeiten und Schulbesuch für arbeitende Kinder schaffen: Ein Schulbesuch der Kinder wird häufig über die Fair-Handels-Prämie mitfinanziert und möglich gemacht.
  • Sensibilisierung und Aufklärung der Eltern von arbeitenden Kindern: Entscheidend im Fairen Handel ist seine Entwicklungs-Orientierung: Produzenten-Organisationen werden auf ihrem Weg hin zu besseren Arbeits- und Lebensbedingungen und zu starken, selbstbewussten Vertreter:innen ihrer Anliegen unterstützt

Eines der wichtigsten Kriterien im Fairen Handel ist das Verbot von Kinderarbeit. Unsere Produkte garantieren alle oben genannten Maßnahmen, die dazu führen sollen, dass ausbeuterische Kinderarbeit nicht mehr stattfindet. Wir alle als Konsument:innen haben eine enorme Macht, mit unseren Einkaufsentscheidungen dazu beizutragen. Und daher hat der alte Slogan „Fairer Handel ist Politik mit dem Einkaufskorb“ immer noch seine Gültigkeit!

Quellen und Bilder: UNICEF, ILO