Farbenfrohe Hängemöbel und Kissenhüllen für Terasse und Balkon, passend für lange Sommerabende und ausgedehnte Aufenthalte im Garten: Die wunderschön gemusterten Stoffe sind traditionelle Handwerkskunst aus El Salvador, die zum Teil noch von Hand gewoben und zu Hängematten, -sitzen, Kissenhüllen und Taschen verarbeitet werden.
Einheimische Vermarktungsorganisation
Exporsal – Kurzform von Exportaciones Salvadoreñas – hat seinen Sitz in der Hauptstadt San Salvador und wurde 1974 mit dem Ziel gegründet, einen stabilen Absatzmarkt für landestypische Handwerksprodukte aufzubauen. Damit sollten einerseits die traditionellen Produktionstechniken erhalten bleiben, andererseits verlässliche Arbeitsplätze auch in abgelegenen Dörfern geschaffen werden, um der Abwanderung der Bevölkerung entgegen zu wirken. Seitdem vermarktet Exporsal die traditionellen farbenfrohen Baumwollstoffe aus El Salvador, die zu Hängematten und -sitzen, zu Taschen, Kissenbezügen und Tischwaren verarbeitet werden.
Exporsal selbst beschäftigt elf Mitarbeiter:innen, die sich um Produktentwicklung, Materialeinkauf und Distribution an die externen Produktionsbetriebe sowie die Vermarktung und den Export der handgewebten Produkte kümmern. Nach der Produktion führt Exporsal in der Zentrale die finale Qualitätskontrolle durch und übernimmt anschließend die Verpackung und den Versand der Produkte. Heute vertreibt Exporsal seine Textilprodukte weltweit in 46 Länder.
Selbständige Handwerksbetriebe
Exporsal stellt selbstständig arbeitenden Handwerker:innen Designvorlagen, Rohmaterialien und Vorfinanzierungen zur Verfügung und schafft damit Arbeitsplätze für ca. 220 Menschen in rund 28 Werkstätten, die sich im Umland von San Salvador befinden. In den Produktionsgruppen arbeiten zwischen vier bis sechs Handwerker:innen, die sich komplett selber organisieren. Das Weben wird in El Salvador traditionell von Männern ausgeübt, bis vor wenigen Jahren wurden alle Stoffe auf Handwebstühlen gefertigt. Inzwischen werden sie überwiegend in lokal ansässigen Betrieben maschinell gewoben, und nur noch wenige Handweber sind noch aktiv.
Die verschiedenen Handwerksgruppen sind spezialisiert auf Handwebarbeiten, Näharbeiten (meist Frauen der Weber und alleinerziehende Mütter), Tischlerarbeiten für Spreizhölzer (FSC-zertifiziertes Holz), Zwirbeln der Aufhängeschnüre und Zusammenfügen und Anbringen der Aufhängungen. Die Schneider- und Näher:innen in den Werkstätten werden pro Stück bezahlt, ihr Verdienst richtet sich nach der Auftragslage. In umsatzstarken Monaten können bis zu 1.000 US$ im Monat verdient werden, was ein Vielfaches des Mindestlohns in El Salvador darstellt.
Fairer Handel bei Exporsal
Für alle festangestellten Mitarbeiter:innen werden Beiträge in die gesetzliche Kranken- und Sozialversicherungen eingezahlt und es gibt bezahlte Urlaubs- und Krankheitstage. Außerdem vergibt Exporsal zinsfreie Kredite für Bildungsmaßnahmen, wichtige Anschaffungen (z.B. Werkzeuge oder Waschmaschinen) oder für den Fall von familiären Notsituationen (Beerdigungskosten). Die Mitarbeiter:innen im zentralen Betrieb erhalten ein festes Gehalt, das über dem gesetzlichen Mindestlohn liegt, sowie zweimal im Jahr einen zusätzlichen Bonus. Exporsal ist außerdem Ausbildungsbetrieb und führt regelmäßig Qualifikationsmaßnahmen für die Mitarbeiter:innen durch.
Der faire Handel hilft Exporsal trotz der widrigen Bedingungen in El Salvador, die Produktion aufrecht zu erhalten und ein zuverlässiger Arbeitgeber zu sein.
El Salvador, ein Land der allgegenwärtigen Gewalt
Die Republik El Salvador ist ein von Gewalt heimgesuchtes Land. Der Bürgerkrieg, der von 1980 bis 1991 von der Opposition gegen das damalige Militärregime geführt wurde, kostete 70.000 Menschen das Leben. Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges spürt die Bevölkerung des Landes noch heute, vor allem der soziale Gegensatz zwischen den wenigen Vermögenden und der verarmten Mehrheit der Bevölkerung blieb auch nach dem Krieg erhalten. Über 40 Prozent der Bevölkerung in El Salvador lebt unterhalb der Armutsschwelle von 2 US$ pro Tag, mehr als die Hälfte der arbeitsfähigen Bevölkerung ist unterbeschäftigt oder arbeitslos.
Das Land weist niedrige Investitionsquoten auf, was vor allem hoher Rechtsunsicherheit, Korruption und gravierenden Sicherheitsproblemen geschuldet ist: El Salvador wird seit Jahren von brutalen Bandenkriegen heimgesucht und die Mordrate des Landes zählt zu den höchsten weltweit. Die sogenannten Maras haben tausende von Mitgliedern und terrorisieren die Bevölkerung, kassieren Schutzgelder und entführen Bürger für tausende Dollar Lösegeld. Im Gegenzug hat die derzeitige Regierung El Salvadors seit Herbst 2022 den permanenten Notstand ausgerufen und schränkt drastisch demokratische und juristische Grundrechte ein, was viele Menschenrechtsorganisationen mit Sorge beobachten.
Die Handwerker:innen von Exporsal arbeiten häufig heimlich in ihren Privatwohnungen, um Schutzgelderpressungen zu vermeiden.
Text und Bilder: Contigo Fairtrade



